Neuraltherapie

Geschichte
Die Neuraltherapie entstand durch einen Kunstfehler  des Arztes Ferdinand Huneke (1891-1966). Er spritzte bei der Behandlung seiner Schwester das Lokalanästhetikum Procain (örtlich betäubendes Mittel) versehentlich in eine Vene, anstatt in einen Muskel. Ihre Kopfschmerzen verschwanden innerhalb von wenigen Sekunden. So begann der Arzt die Zusammenhänge von Procain und der Wirkung auf den Körper zu erforschen. Im Jahr 1958 gründete Huneke eine Internationale Medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie.

Was ist Neuraltherapie?
Bei der Neuraltherapie werden durch den Heilpraktiker sehr geringprozentige Procain- oder Lidocainlösungen zur Bildung von Quaddeln unter die Oberhaut (intrakutan) gespritzt. Das Lokalanästhetikum wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend und kann Schmerzen sogar anhaltend heilen.

Wirkungsweise
Die Wirkung des Mittels findet bei der Neuraltherapie nicht über den Blutweg, sondern über das vegetative (unbewusste) Nervensystem statt, weshalb in einigen Fällen die Wirkung schon nach wenigen Sekunden eintritt. In der Neuraltherapie geht man davon aus, dass örtlich begrenzte Reizzustände die Nervenbahnen so stark reizen, dass sie auch Beschwerden in entfernten Körperregionen auslösen können.

Diese örtlich begrenzten Reizzustände nennt man Störfelder, wie z.B. Narben. Behandelt man die Störfelder mit der Neuraltherapie, verschwinden auch oft die Beschwerden in den entfernten Körperregionen.

Anwendung
Es wird entweder direkt in den Beschwerdeort oder in das Störfeld gespritzt, aber auch in das Hautareal, das mit dem erkrankten Organ korrespondiert bzw. in und um Nervenaustrittspunkte. Durch Weiterentwicklung dieses Verfahrens hat man festgestellt, dass ein Heilreiz auch durch die Anwendung von Kochsalzlösung für Injektionszwecke erfolgen kann. Desweiteren ist es möglich einige Kombinationspräparate mit verschiedenen homöopathischen Inhaltstoffen in Regionen zu injizieren, die der Heilpraktiker mit Procain bzw. Lidocain nicht mehr erreichen kann.

Anwendungsgebiete:

  • Neuralgien (Schmerzen)
  • Narben (-schmerzen)
  • Trigeminusneuralgie (Entzündung eines Gesichtsnervs)
  • Postherpetische Neuralgie (Schmerzsyndrom nach Herpes Zoster)
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Rhinitis (Schnupfen)
  • Laryngitis (Kehlkopfentzündung)
  • Oesophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Hörsturz
  • Kopfschmerz
  • Migräne
  • Bronchitis
  • Asthma bronchiale
  • Herzbeschwerden, funktionelle (Herzbeschwerden ohne organische Ursache)
  • Bluthochdruck
  • Gefäßerkrankungen (z. B. Krampfadern, chronisch venöse Insuffizienz)
  • Lymphödem (Schwellung durch Einlagerung von Gewebeflüssigkeit)
  • Lebererkrankungen
  • Fettleber
  • Gallensteine
  • Gastritis
  • Reizdarm-Syndrom
  • Morbus Crohn (Darmentzündung)
  • Colitis ulcerosa (Dickdarmentzündung)
  • Harnwegsinfekte
  • Nierensteine
  • Arthrose
  • Arthritis (Gelenkentzündungen)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Lumbago („Hexenschuss“)
  • Traumata (z. B. Knochen-, Muskel- oder Bänderverletzungen)
  • Schulter-Arm-Syndrom
  • Karpaltunnelsyndrom (Handwurzelschmerz durch Nervenkompression)
  • Gicht
  • Osteoporose
  • Sehnenerkrankungen (Tendopathien)
  • Chondropathia patellae (Knorpeldegeneration der Kniescheibe)
  • Epikondylitis (Entzündung des Ellenbogengelenks)
  • Morbus Bechterew (entzündlich-rheumatische Erkrankung, v.a. an der Wirbelsäule)
  • Morbus Scheuermann (Wirbelkörperreifestörung)
  • Morbus Sudeck (Folgeerkrankung gelenknaher Knochenbrüche)